Mittelerhöhung oder Aufstand

Mittelerhöhung oder Aufstand!

Unter diesem Motto haben wir uns heute an den Protestaktionen gegen die geplanten Kürzungen der Stadt Erfurt beteiligt. Auf der Sitzung des Jugendhilfeausschuss im Ratssitzungsaal haben wir unsere Forderungen offensiv durch ein Transparent, einem kurzen Statment und einem Flugblatt vertreten. Wir werden weiter aufmerksam bleiben und die Entwicklungen in Erfurt so nicht weiter hinnehmen.

Hier der Text unseres verteilten Flugblatts:

Mittelerhöhung oder Aufstand
Warum wir nicht weniger, sondern mehr Geld brauchen!

Die Stadt möchte sparen und das auch in Teilen der Jugendarbeit, u.a. bei den Sachkosten für die
Jugendverbände. Betroffen ist damit ein Topf, aus dem auch wir Geld beziehen und die Kürzung würde uns Geld
kosten, das ohnehin hinten und vorne nicht reicht.

WARUM DAS GELD NICHT REICHT

Mit dem Geld, dass wir von der Stadt Erfurt bekommen, können wir unsere Freizeiten, Seminare, Gruppen, Vorträge, einen Treffpunkt, Büromaterial usw. eh nicht finanzieren, es macht gerade mal etwa 1 0% unserer Einnahmen aus. Der Rest kommt aus den Taschen unserer, fast ausschließlich jungen, Mitglieder oder von anderen Geldgebern. Bei denen wir allerdings zusätzlich beantragen und abrechnen müssen – ein extra Aufwand, den wir mit Blick darauf, dass die Stadt uns kein Geld für Personal gibt, zu groß finden.

ES WIRD IMMER SCHLIMMER

Doch die Finanzierung ist nicht nur schlecht, sie wird auch noch immer schlechter – und das nicht nur wenn Kürzungen drohen. 2009 gab es mal 97.500 EUR, 2010 und 2011 waren zwei sehr schlechte Jahre und seit 2012 sind es gleichbleibend 90.000 EUR.
Das heißt, dass bereits 7.500 EUR gekürzt wurden. Durch die Inflation seit 2009 sind die Mittel praktisch um weitere 7.110 EUR geschrumpft. In etwas mehr als den letzten fünf Jahren sind die Mittel also effektiv um 14.610 EUR gekürzt worden. Ohne die Inflation diesen Jahres wären dass, wenn, wie geplant, um weitere 8.000 EUR gekürzt würde 22.61 0 EUR.

ES WIRD NICHT ÜBERALL WENIGER

Dabei werden nicht in allen Bereichen der Jugendhilfe die Mittel knapper, Kindergärten, Schulen, die Schulbezogene Jugendsozialarbeit, Hilfen zur Erziehung und andere haben deutliche Steigerungen erlebt. Ob Mittel gekürzt werden, ob sie gleichbleiben und damit faktisch auch gekürzt werden oder ob sie erhöht werden, ist offenbar eine Folge politischer Entscheidungen.
Während wir ein Jugendverband sind, also ein freiwilliger Zusammenschluss von Kindern , Jugendlichen und jungen Erwachsenen, in dem wir selbst bestimmen wie wir unsere Zeit verbringen, womit wir uns beschäftige, also unsere Interesse zählen, handelt es sich bei denen, die mehr bekommen, um eine ganz andere Art von „Angeboten“. Die Schulen und Kindergärten sind Verwahranstalten, sicher etwas menschenfreundlicher als noch vor 50 oder 1 00 Jahren, aber doch Orte, an die Kinder und Jugendliche gebracht werden, um dort ihre Zeit auf eine Art und Weise zu verbringen, wie andere das für richtig halten. Sie, aber auch die Hilfen zu Erziehung und die Schulsozialarbeit, tragen die Ansprüche und Vorstellungen des gelingenden Aufwachsens an Kinder und Jugendliche heran. Wünsche, Interessen und Wille der Kinder und Jugendlichen zählt dabei nur als Planungsgröße,
als etwas, dass es nutzbar zu machen gilt, damit sie hinterher das werden, was die Gesellschaft für einen gelungenen Erwachsenen hält: z.B. gut qualifizierte und fröhliche Arbeitskräfte, die morgens pfeifend zur Arbeit gehen und ihre Chefs und den Fiskus reich und froh machen. Daran haben wir herzlich wenig Interesse. Vielmehr vertreten wir die Auffassung, dass sich die Gesellschaft an uns anzupassen hat. Und anders als viele Erwachsene, haben wir noch nicht akzeptiert, dass es hier nicht um unsere Interessen gehen soll, sondern um die des Kapitals und des Staates und man dazu noch eine freundliche Miene aufsetzen soll.
Wir werden uns nicht noch die Möglichkeiten nehmen lassen, das bisschen an Leben nach unseren Interessen und Bedürfnissen zu gestalten, über das wir frei verfügen können. Selbstorganisation braucht aber Räume und Mittel.