Vortrag und Diskussion mit Dominik Intelmann am 26. September 2024 um 18:30 Uhr im [kany]
Abhängigkeit ist das entscheidende Strukturprinzip Ostdeutschlands. Eine spezifische räumliche Struktur der Eigentumsverhältnisse äußert sich in eingeschränkter Handlungsfähigkeit sowohl in gesellschaftlichen wie in ökonomischen Bereichen. Mit dem eingeschlagenen Privatisierungspfad durch die Treuhandanstalt ist weder eine lokale Bourgeoisie noch ein (demokratisch gestaltbarer) kommunaler bzw. genossenschaftlicher Sektor entstanden; vielmehr dominieren in Ostdeutschland verlängerte Werkbänke und Filialen westdeutscher bzw. internationaler Unternehmen. Aufgrund dieser räumlichen Struktur fließen die Gewinne an die (vornehmlich) westdeutschen Sitze der Unternehmen bzw. Eigentümer:innen ab, während Ostdeutschland weiterhin vom innerstaatlichen Umverteilungsmechanismus abhängig bleibt.
Im Vortrag werden die Entstehung und Funktionsweise dieser Filialökonomie skizziert und die Fragen gestellt: Was bedeutet diese Struktur für Arbeitskämpfe und die Machtressourcen der Belegschaften? Welche sozialpsychologischen Folgen haben strukturelle Abhängigkeit und Eigentumslosigkeit für ostdeutsche Subjekte?
Dominik Intelmann forscht zur politischen Ökonomie Ostdeutschlands und den damit in Verbindung stehenden Subjektivierungsformen.