Am 11. September 2022 waren wir Falken gemeinsam mit ca. 2.500 Menschen in Erfurt auf der Straße und haben gegen die unzureichenden Maßnahmen der Regierung gegen die Energie-Krise protestiert. Lest hier unseren Redebeitag!
Wir sind die Sozialistische Jugend – Die Falken und wir sind wütend:
Wütend, dass wir nicht wissen, wie wir unsere nächste Nebenkostenabrechnung bezahlen sollen, geschweige denn wie viele Stellen vor dem Komma die wohl hat.
Wütend, darüber, dass uns ein Winter in unseren überteuerten und kalten WG Zimmern erwartet – wenn wir sie denn noch bezahlen können.
Wütend, dass in der Politik inzwischen nicht mehr nur von, sondern auch über Waschlappen diskutiert wird. Die Ermahnungen zur Besonnenheit seitens gut verdienender Politiker*innen sind angesichts der massiven Existensbedrohungen armer und mittelständiger Haushalte eine bodenlose Frechheit:
Für die Energie in einem unrenovierten Einfamilienhaus aus der Nachkriegszeit wird mein Opa in diesem Jahr rund 10.000 Euro mehr zahlen müssen als sonst! Wo soll die Kohle herkommen? Von seiner kleinen Rente?
Jetzt schnürt die Politik fleißig Pakete, auf die man „Entlastung“ schreibt, in denen aber nichts anderes drin steckt als ein Survival-Kit für den unsympathischsten Patienten der Welt: den Kapitalismus.
Nicht dass wir falsch verstanden werden: Wir unterstützen ausdrücklich die Forderungen danach, die Kosten für die Krise endlich auf die Vermögenden zu verteilen, statt auf die Ärmsten dieser Gesellschaft.
Wir können uns aber nicht mit ein paar Brocken begnügen, die uns die Herrschenden, mit schönen Worten garniert, vor die Füße werfen. Die 200 Euro mehr auf dem Konto sind nämlich sofort weg, nicht im Ansatz können wir damit die steigenden Preise kompensieren.
Aber das müssen sie zunächst auch nicht. Die Brocken, die sie uns zuwerfen, sollen uns beruhigen. Wir sollen uns gesehen und nicht vergessen fühlen. Politisch wird dann alles daran gesetzt, dass die Wirtschaft läuft. In den letzten Jahren sind die Profite exorbitant gestiegen – bei gleich niedrig bleibendem Lohniveau!
Gerecht ist es nie, dass die Einen mit der Arbeit der Anderen ihren Profit erwirtschaften. Aber in dieser Krise spitzt sich die Ungerechtigkeit weiter zu: Damit die Einen richtig viel Kohle verdienen können, werden die Mittelosen, die Angestellten, die untere Mittelschicht so weit ausgepresst, dass sie sich nicht einmal das Nötigste leisten können. Die Politik verwaltet dieses Schlamassel mehr schlecht als recht. Kleine Zugeständnisse gibt es, wenn der Druck steigt und das dann mit dem Ziel, dass sich der Normalzustand wieder herstellt. Verschwinden wird das Elend nicht, wenn wir der Politik mühsam noch eine weitere lächerliche Einmalzahlung abgepresst haben. Und selbst wenn man die Krise „überwunden“ glaubt, steht die nächste schon vor der Türe. Das ist nämlich der Normalzustand der Organisation dieser Gesellschaft!
Doch wie immer, wenn das Märchen vom sozialen Zusammenhalt sich an der Realität dieser zutiefst unsozialen, auf Ausbeutung und Konkurrenz basierenden Gesellschaft blamiert, wird es von den Herrschenden umso eifriger dahergebetet. So wird jeder Widerspruch gegen die Einrichtung der Verhältnisse als „Spaltung“ verbrämt und der Protest als radikal. Es wird gar eine „nationale Kraftanstrengung“ gefordert, um den maroden Laden am Laufen zu halten.
Das Gerede vom nationalen und vom sozialen Zusammenhalt verschleiert doch nur, dass in Deutschland nicht alle im selben Boot sitzen. Dass die Einen an der Verarmung der Anderen verdienen. Das Einschwören auf die Nation verstellt den Blick auf die Wirklichkeit: Wir Mittellosen, die wir uns von Monat zu Monat hangeln, leiden gemeinsam mit den Mittellosen Frankreichs, Englands, Polens und so weiter unter den gestiegenen Enregiepreisen, während die Krisenprofiteure noch reicher werden! Keine „nationale Kraftanstrengung“ braucht es, sondern einen kräftigen Tritt in den Arsch der Herrschenden!
Wir müssen uns gegenseitig helfen, unsere Nebenkostenabrechungen lieber abfackeln, statt an ihnen zu Grunde zu gehen. Wir können nicht auf die Politik warten. Es bringt uns nichts, nur zu appellieren, sie solle doch den Tropfen auf dem heißen Stein mit Blumen schmücken!