Vortragsreihe: Nationalsozialismus

Vortrag und Diskussion:

„Industrie und NationalSozialismus“ – die polit-ökonomische Analyse Alfred Sohn-Rethels

07.07. • 18.30 Uhr • Falkenladen – Thälmannstr. 26, Erfurt.

In einer Reihe von Aufsätzen zwischen 1932 bis 1945 setzte sich der Ökonom und Philosoph Alfred Sohn-Rethel mit dem Nationalsozialismus auseinander. Ausgehend von den Marxschen Kategorien der Kritik der politischen Ökonomie versuchte er dem neuen polit-ökonomischen Produktionsverhältnis in Deutschland auf die Schliche zu kommen. Durch die Beantwortung der Frage nach den Gründen, die die deutschen Bourgeoisie dazu bewegte, die politische Macht an die Nazis abzugeben, grenzt sich Sohn-Rethel von anderen Theorien des Faschismus entschieden ab.

Im Vortrag sollen seine Untersuchungen, vor dem Hintergrund der Diskussionen über Monopol- und Staatskapitalismus, die in den 1930er Jahren im Institut für Sozialforschung geführt wurden, erläutert werden.

Mit David Hellbrück aus Freiburg, u. a. Redakteur der Zeitschrift Pólemos, die an diesem Abend erworben werden kann.

Vortrag und Diskussion:

Vom Störfaktor zur Selbstvergewisserungsressource? – NS-Vergangenheit und bundesrepublikanische Geschichtspolitik

13.07. • 18.30 Uhr • Falkenladen – Thälmannstr. 26, Erfurt.

Musste ein öffentliches Gedächtnis an die NS-Verbrechen in der alten Bundesrepublik von Überlebenden, linken Aktivist/innen und Graswurzelinitiativen gegen massive gesellschaftliche Widerstände erkämpft werden, herrscht seit den 1990er Jahren ein breiter, auch staatlich geförderter Erinnerungskonsens. Das offensive Bekenntnis zu negativer Vergangenheit und eine repräsentative Gedenklandschaft werden dabei zunehmend Bestandteil einer nationalen Läuterungserzählung, die von bundesrepublikanischer Gegenwart als alternativloser ›Lehre aus der Geschichte‹ kündet.

In einem einleitenden Vortrag soll diese diskursive Entwicklung noch einmal nachvollzogen und reflektiert werden. In der anschließenden Diskussion soll es darum gehen, wie eine kritisch-emanzipatorische Gedächtnisarbeit unter den gegenwärtigen geschichtspolitischen Bedingungen aussehen könnte.

Mit Cornelia Siebeck aus Berlin, die u.a. zu gedächtnispolitischen und -kulturellen Themen forscht, schreibt und lehrt.

Vortrag und Diskussion:

Nationalsozialismus und soziale Frage – Über den Antikapitalismus der alten und neuen Nazis.

20.07. • 18.00 Uhr • Falkenladen – Thälmannstr. 26, Erfurt.

Die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ beschwört den „nationalen Antikapitalismus“ und will den „Kapitalismus zerschlagen“ und bereits die Goebbels-Zeitung „Der Angriff“ präsentierte die Nazis als „Todfeinde des heutigen kapitalistischen Wirtschaftssystems“. Was ist von derartigen Aussagen von Parteien zu halten, die gleichzeitig das Privateigentum als naturgegeben anerkennen und dem „genial“ tätigen, wertschaffenden Unternehmer die Unentbehrlichkeit für Volk und Wirtschaft bescheinigen?
Drückt sich hier ein genuin antikapitalistischer Impetus oder doch nur ein sozialdemagogisches Täuschungsmanöver aus oder wie sind derartige Aussagen sonst im Gesamtkontext (neo-) nationalsozialistischer Ideologie zu entschlüsseln? Wie war die soziale Frage eingebettet und welche Antworten wurden gegeben? Und nicht zuletzt, was können Gründe für die politische Wirksamkeit dieser Ideologie (gewesen) sein?
Diese und weitere Fragen zu Ideologie und Politik des historischen und des akturellen Nazismus wollen wir gemeinsam diskutieren.

Mit Joachim Bons aus Göttingen, der an der Uni Göttingen am Seminar für Politikwissenschaften zum Bereich Nationalsozialismus lehrt.