Zur Aktualität des Autoritären Charakters

28. November | 19 Uhr | [kany]

Die Gesellschaft in Deutschland scheint in Bewegung. Regelmäßig finden Großdemonstrationen von rassistischen Basisbewegungen statt. Auch rassistische Angriffe sind in den letzten Jahren angestiegen. Laut der Chronik flüchtlingsfeindlicher Übergriffe der Amadeu Antonio Stiftung gab es im Jahr 2016 3767 Angriffe auf Asylsuchende, wobei die Dunkelziffer rassistischer Angriffe um ein Vielfaches höher liegen dürfte. Doch in der deutschen Bevölkerung bricht sich nicht nur ein Rassismus Bahn, sondern auch ein Rückbezug auf traditionelle und konservative Frauen- und Familienbilder: beispielsweise Demonstrationen gegen die Erweiterung von schwul-lesbischen und transsexuellen Liebesweisen im Sexualkundeunterricht. Es ist schwer sich gegen das Gefühl zu wehren, dass sich regressive Massenphänomene vermehren und in den letzten Jahren eine Mobilisierung von Menschen stattgefunden hat, die einen Volkswillen artikulieren und eine Führung stürzen wollen, um sie durch eine härtere zu ersetzen.
Im Vortrag soll es erstens darum gehen, inwieweit die Theorie des autoritären Charakters, wie sie in den 1930er und 50er Jahren von Max Horkheimer, Erich Fromm und Theodor W. Adorno entwickelt wurde, als Gesellschaftstheorie auch heute noch ihre Gültigkeit besitzt, also welche Tendenzen in der kapitalistischen Gesellschaft vorhanden sind, die, trotz des Wandels, den diese zum Neoliberalismus durchlebt hat, es möglich machen, dass solche Charakter entstehen können. Allerdings scheinen die Menschen, die den oben genannten Bewegungen anhängen, zusätzlich die Merkmale des klassischen autoritären Charakters zu zeigen, sodass zweitens diese Bewegungen als autoritäre konformistische Rebellion dargestellt werden sollen.

Referent: Paul vom „Verein für antifaschistische Kultur und Politik in Südthüringen“

Die Reihe wird gefördert durch Mittel des Lokalen Aktionsplans gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt (LAP).