Die Geometrie des Faschismus – Zur Auseinandersetzung mit Kracauers Oberflächenanalyse
14. November | 18:15 Uhr | [kany]
Dass Erzeugnisse der Kulturindustrie Einzug in den wissenschaftlichen Diskurs halten, wird heutzutage kaum noch als anstößig empfunden. In den 1920er und 30er Jahren führte die Heranziehung solcher Untersuchungsgegenstände noch zu Kontroversen. Siegfried Kracauer (1889-1966) wählte in dieser Zeit gezielt populäre Erzeugnisse und erkannte sie als analysierbare Zeichensysteme an, aus denen Erkenntnisse über die Gesellschaft gezogen werden können.
Im Workshop werden wir Kracauers Aufsatz Das Ornament der Masse (1927) einer intensiven Lektüre unterziehen. In diesem Text richtet er den Blick auf eine der damals bekanntesten Tanzrevuen: die Tiller Girls. In deren Performance sieht er eine Geometrie, die er mit dem Kapitalismus und dessen eigentümlicher Rationalität in Verbindung bringt. Darin lassen sich bereits unheilvolle Tendenzen der deutschen Gesellschaft erkennen: die Ästhetisierung des Faschismus und die Formierung der Masse durch Propaganda.
Wir werden seiner Argumentation nachgehen und unter Berücksichtigung seiner Studie Totalitäre Propaganda (1937/38; erstmals 2012 erschienen) überprüfen, inwiefern sich jene Tendenz im Nationalsozialismus wiederfindet.
Für die Veranstaltung bitten wir um Voranmeldung.
Die Veranstaltung wird gefördert durch Mittel des Lokalen Aktionsplans gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt (LAP)