Vortrag – 1 Juni 2013 – Veranstaltungsort: Filler – offenes Jugendbüro der DGB Jugend (Schillerstraße 44, 99096 Erfurt)
Die Kleinfamilie galt für die bürgerliche Gesellschaft jahrhundertelang als schützenswertes Gut. Hier im Privaten sollte der Mann sich von der Arbeit, die der öffentlichen Sphäre zugerechnet wurde, erholen und die Kinder im harmonischen Familienverband aufwachsen. Zuständig für diese Aufgaben war die Frau, die, wenn es dem Ideal entsprach, von der Berufsarbeit befreit und vom Mann abhängig war. Dieses Ideal, nie vollkommen durchgesetzt, mag immer noch präsent sein, hat aber in den letzten Jahrzehnten einigen Wandel erfahren. Aktuell scheint das Modell der Ehe durch den Gesetzgeber vollkommen ausgehöhlt zu werden. Scheidungsgesetze, die den Unterhalt der Frau auf ein Minimum reduzieren, setzen eine staatliche Zwangsemanzipation der Frau in Gang, von der die Frauenbewegung kaum zu träumen wagte – dies jedoch, zumal in Zeiten latenter oder manifester Wirtschaftskrisen, auf dem Rücken der Frauen, die dabei ihre Probleme oftmals, wie ehedem, nicht als politische, sondern als private erfahren.
Die Veranstaltung will darlegen, wie es sich mit dem Verhältnis von Privat und Öffentlich in der bürgerlichen Gesellschaft verhält: dass sich hierdurch – und nicht durch Biologie – das Verhältnis der Geschlechter ausdrückt. An aktuellen Beispielen wie dem Scheidungsrecht, Hartz IV und dem Betreuungsgeld soll dargestellt werden, wie sich dieses Verhältnis verändert hat und was dies für Auswirkungen auf Frauen und Männer hat. Diskutiert werden soll auch, ob es sich bei den genannten Maßnahmen um eine präventive Krisenlösungsstrategie handelte, die geholfen hat, Deutschland in der gegenwärtigen Weltrezession als Gewinner erscheinen zu lassen..
Andrea Trumann ist Diplompädagogin und hat u.a. eine Einführung in den Feminismus bei Schmetterling und eine Kritik der Biopolitik im Verbrecherverlag veröffentlicht. Außerdem hat sie Artikel u.a. für die Phase II, Outside the box und Jungle World geschrieben.