Redebeitrag zum Frauen*kampftag 2020

Redebeitrag Frauenkampftag Von den Falken Erfurt Frauen werden in verschiedenen Lebensbereichen immer noch strukturell benachteiligt. Auch wenn wir die Härten des Kapitalismus unterschiedlich stark erfahren, beispielsweise durch die Doppelbelastung von Lohnarbeit und Kindererziehung, sind wir dem Druck ausgesetzt, uns ständig für unsere Lebensweisen rechtfertigen zu müssen. Heute, am 8. März, dem FrauenKampftag, möchten wir Gewalt gegen Frauen in linken Kontexten thematisieren.
Darstellungen von Sexualität und sexueller Begierde in den Medien sind immer noch dermaßen geprägt von männlichen Normen, auch wenn immer mehr Frauen und Queers Gegenentwürfe zu den klassischen Rollenbildern schaffen. Teil dieses männlichen Rollenbildes beinhaltet auch, die Frau zu beschützen, aber gleichsam einzufordern, dass sie sich seinen Bedürfnissen unterzuordnen habe. Das Aufbegehren dagegen wird nicht selten mit Gewalt bestraft. Statistiken ergeben, dass 13% der in Deutschland lebenden Frauen seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen der sexualisierten Gewalt erlebt haben. Rund 25% der Frauen ist sexuelle oder körperliche Gewalt durch einen früheren oder aktuellen Lebenspartner widerfahren. Angezeigt werden dabei nur 5% der Sexualstraftaten.
Die Auseinandersetzung mit Sexismus in linken Kreisen ist sehr präsent. Dennoch scheinen eine gewisse Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit vorzuherrschen, wenn es zu sexualisierter Gewalt in den eigenen Kreisen kommt.
So etwa bei einem Konzert der Band HgichT im Conne Island in Leipzig. Während des Konzertes kam es zu einer Vergewaltigung. Der Täter wurde vorläufig festgenommen. Während Facebooknutzerinnen in Kommentarspalten hierzu oft sehr vage und verharmlosend von einem „Übergriff“ oder „Vorfall“ sprechen, spricht dagegen das Conne Island ganz eindeutig über eine Vergewaltigung, um eben jenen Verharmlosungen entgegenzuwirken Weitere Beispiele für frauenverachtendes Verhalten in der linken Szene sind Spannervideos, die bei den Festivals Monis Rache und der Fusion heimlich gemacht worden sind und dann auf Pornoseiten veröffentlicht wurden. Das Erstellen und Verbreiten solcher Videos ist ein Verstoß gegen § 201a StGB – Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen. Das heimliche Beobachten einer unwissenden Person erzeugt bei dem Spanner einen Lustgewinn. Voyeure, die sich auf Pornoseiten treffen, empfinden Lust an der Machtausübung über die unwissenden Frauen. Doch wie wurde mit diesen Vorfällen umgegangen? Während in Leipzig Polizei und Staatsanwaltschaft den Täter als Mitglied von HgichT identifizieren, distanziert die Band sich in ihrer Stellungnahme von ihm. Dort verurteilt die Band das Verhalten, behauptet aber auch gleichzeitig, dass der Täter kein Mitglied des Kerns der Gruppe sei, womit sie unter anderem auch das Fortsetzen ihrer Tour rechtfertigt. Die von ihnen angekündigte Aufarbeitung bleibt eine Leerstelle. Auch bei Monis Rache wurde sich für eine denkbar schlechte Aufklärung der Vorfälle entschieden. Es gab einen kleinen Personenkreis, der ein paar Monate vor der Veröffentlichung einer Reportage im NDR eingeweiht worden ist. Die Veröffentlichung geht auf die Ambitionen der STRG_F Reporterin Patrizia Schlosser zurück. Ohne ihre Recherchen würde der Täter wahrscheinlich weiterhin Videos von Frauen auf Festival-Klos machen, die nicht den geringsten Schimmer davon haben. Dieser kleine Personenkreis hielt es für die bestmögliche Entscheidung, erstmal mit dem Täter zusammenzuarbeiten und gemeinsame Regelungen seiner Rehabilitation in die linke Szene aufzustellen. Doch für uns klingt es eher so, als hätte die Gruppe massiven Täterschutz begangen. Wir können es nur als Witz bezeichnen, dass diese Täter-Betuttelung unter dem Deckmantel des Opferschutzes geschehen ist – denn potenziell betroffen sind alle Frauen* und Trans-Personen, die auf Monis Rache gewesen sind.
Was schlagen wir stattdessen vor?
Geht konfrontativ damit um, wenn Gewalt gegen Frauen, egal ob Spannervideos, Schläge, Belästigungen oder Vergewaltigungen in euren Clubs, Festivals oder Räumen passieren. Eure Gäste und eure Crew haben das Recht davon zu erfahren! Sie sollen selbst entscheiden können, wie sie damit umgehen wollen! Geht in die Öffentlichkeit mit solchen Informationen und grübelt nicht in kleinen Gruppen darüber! Macht transparent, was wann geschehen ist. Bietet Betroffenen Unterstützung an und sammelt Informationen, wo man sich Hilfe holen kann! Schafft Räume und Strukturen, in denen sich Sexisten – Macker, Spanner und Schlägertypen nicht wohlfühlen! Kein Täter wird gerne als Täter problematisiert. Seid solidarisch mit euren Genossinnen! Schaut nicht weg wenn ihr sexualisierte Gewalt mitbekommt und diffamiert Frauen nicht für ihre Entscheidungen, wie sie mit einer solchen Situation umgehen wollen! Lasst uns gemeinsam dem Patriarchat eine Kampfansage machen!

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