Anlässlich der Niederschlagung des sogenannten Spartakusaufstandes im Januar 1919 und der Ermordnung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts wollen wir uns in diesem Jahr in einer Reihe von Vorträgen mit den damaligen Ereignissen auseinandersetzen. Dabei wollen wir einen Einblick ins Denken Rosa Luxemburgs geben, die Geschichte der Novemberrevolution anhanf von Dokumenten und Berichten von Zeitgenossen darlegen und daran erinnern, dass es zwar die Revolutionäre waren die in der Vergangenheit immer wieder als brutal und blutig denunziert wurden, es in Wahrheit aber die Kräfte der Ordnung sind die mit aller Brutalität gegen diejenigen vorgehen die den geregelten Gang der Verhältnisse in Frage stellen. Außerdem fahren wir auch dieses Jahr wieder zum Rosa und Karl Wochenendseminar unseres Bundesverbandes, um uns mit Genossen auszutauschen und gemeinsam zu diskutieren und am Sonntag Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu Gedenken.
Mittwoch, den 08.Januar um 20.00 Uhr im filler.: Rosa Luxemburg und die Revolution.
Vortrag und Diskussion mit Maria (Falken Jena) und Philipp (Falken Erfurt)
Rosa Luxemburg unterrichtete an der Parteischule der SPD Kritik der politischen Ökonomie und war erst Mitbegründerin des Spartakusbundes und später der Kommunistischen Partei Deutschlands. Während unzählige andere Protagonisten der Novemberrevolution wie die Revolutionären Obleute oder die Internationalen Kommunisten aus Bremen heute fast vergessen sind (von den kämpfenden Arbeiterinnen und Arbeitern ganz zu schweigen), ist sie zusammen mit Karl Liebknecht die Symbolfigur der Revolution geworden. So trägt auch die Demonstration, die heute an die Niederschlagung des so genannten Spartakusaufstandes im Januar 1919 erinnern soll, ihren Namen.
Aber welche Kritik an Herrschaft und Ausbeutung formulierte Luxemburg?
In welcher Beziehung zur Revolution stehen das Denken und Handeln der Sozialistin, die von sich selbst sagte, dass sie nur die „Holzstange“ sei, an die die Genossen „die Fahne ihrer allgemeinen Kampfbegeisterung“ hängen würden?
Was dachte Luxemburg, die nicht müde wurde, in Artikeln und Reden den Massen das Elend der herrschenden Verhältnisse aufzuzeigen und einen möglichen Weg für die Revolution zu umreißen, und gleichzeitig in einen Brief schrieb, in dem sie die „Tragik des Menschen, der der Menge predigt und fühlt, wie jedes Wort in dem selben Augenblick, wo es seinen Mund verlässt, vergröbert und erstarrt und in den Ohren der Hörer zum Zerrbild wird“ thematisiert?
Wie ist also das Verhältnis von Luxemburg zu den Massen, und damit zusammenhängend: wie das von objetiver Entwicklung zum Sozialismus und der Notwendigkeit revolutionärer Tat, das von Organisation und Spontaneität in ihrem Denken zu verstehen?
Im Vortrag soll ein Einblick in die Kritik Rosa Luxemburgs an Staat und Kapital und ihre sich daraus ergebende Vorstellung von der Revolution gegeben werden.
Donnerstag, den 09.Januar um 20.00 Uhr im Speicher: Lesung zur Novemberrevolution
„Das war sicher erst der Beginn. Die wirklichen Kämpfe würden erst kommen! Ich wollte dabei sein. Ich mußte dabei sein, denn es ging auch um mich. Es ging um die Freiheit der Unterdrückten.“ Mit diesen Worten beschriebt der damals 17 jährige Maschinenschlosser Hans Lorbeer den Vorabend der Novemberrevolution. Vorausgegangen waren diesen Ereignissen der erste Weltkrieg und die Spaltung der Arbeiterbewegung und Deutschland und vielen anderen Ländern.
In diesen Tagen wurde alles angezweifelt, die ansonsten träge Masse geriet in Bewegung, die alten Führer verloren allesamt die Kontrolle über sie und einen Moment lang schien es so, als würden die Menschen wirklich beginnen ihre Geschichte bewusst zu machen.
Doch die versuchte Revolution endete im Blutbad, statt einer neuen Welt kam eine neue Regierung, an die Stelle der alten Obrigkeit trat eine neue und die Massen kehrten zurück an ihren Arbeitsplatz und in ihren Alltag.
Anhand ausgewählter Zitate verschiedener Teilnehmer und Beobachter der Ereignisse wollen wir die Geschichte der Novemberrevolution vom Matrosenaufstand in Kiel bis zur Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknecht und der blutigen Niederschlagung aller revolutionären Versuche in einer Lesung nacherzählen.
Freitag, den 10.Januar bis Sonntag, den 12.Januar im Kurt Löwenstein Haus bei Berlin: Wochenendseminar des Bundesverbandes: Rosa und Karl
Nachdem mit dem Spartakusaufstand auch die Novemberrevolution blutig niedergeschlagen worden war, ermordeten Freikorps-Soldaten am 15. Januar 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Mit der Hilfe dieser rechtsextremen Mörderbande übte die sozialdemokratische Regierung Ebert-Scheidemann späte Rache an den Abweichlern, die für viele der Novemberrevolution und dem Spartakusaufstand ein Gesicht gaben.
Jedes Jahr am zweiten Januarwochenende findet zum Gedenken an die Ermordeten eine Demonstration statt. Die Falken organisieren aus diesem Anlass jedes Jahr ein Seminarwochende, eben “Rosa und Karl”, seit letzem Jahr auch eine eigene Rosa un Karl Demo.Dieses Jahr wird es Seminare wie “Rosa für Einsteiger_innen”, “Geschichte der Arbeiterjugendbewegung”, “Jüdische Sozialist*innen in der Arbeiterbewegung”, “Antimilitarismus in Zeiten von Bundeswehrreform und Berufsarmee”, “Der Extremismus der Mitte”, “Revolution in der Jugendpolitik!?”, “Die Ausbeutung überwinden – Kapitalismuskritik für Einsteiger*innen”, “Argumente für Staatskritik”, “Fuck Identity! Zur Kriitik der ‚Identitären Bewegung’” …
gemeinsame Anfahrt ab Erfurt.
Der Teilnehmer_innenbeitrag beträgt inkl Teilnahme, Verpflegung und Anreise usw. 25€
Meldet euch so schnell wie möglich an!
Das geht per Mail oder per Post.
Dazu brauchen wir von euch: Name, Alter, Adresse, Telefonnummer oder Mailadresse.
Mittwoch, den 15.Januar, um 20.00 Uhr im filler.: „Die Ordnung herrscht in Berlin“(Rosa Luxemburg).
Vortrag und Diskussion mit Jörg Finkenberger (Das grosse Thier).
Januar 1919: nach der Niederschlagung des Spartakusaufstands ermorden Angehörige der Freikorps Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Taten der „losgelassenen Soldateska“, wie einer der Mörder, Waldemar Pabst, seine Truppe später nennen wird, sind in der deutschen Geschichte bis dahin ohne Beispiel. Die Freikorps führen den Kampf gegen den „Bolschwismus“ mit einer Brutalität, die in keinem Verhältnis zu den Handlungen der Revolutionäre steht.
Ausgerechnet Rosa Luxemburg, die erbitterte Kritikerin der Methoden Lenins und Trotzkis, heisst in der Propaganda der Mörder „die blutige Rosa“; der „rote Terror tobt“ in Berlin, dann in München, wo Freikorpsmänner den friedfertigen Gustav Landauer mit Nagelstiefeln zu Tode trampeln. Ebert und seine SPD decken, finanzieren, kommandieren all das unter dem Titel des Kampfes um „die Ordnung“; und noch heute hört man, die Rechte und Ebert hätten allen Grund gehabt, sich vor „russischen Verhältnissen“ zu fürchten.
Wovon die Staatsbürgerkunde weniger gern redet, sind die 4 blutigen Jahre, in die die Stützen der Ordnung die Menschheit vorher gestürzt hatten; die „Ideen von 1914“, das „Vaterland“ und all die Dinge, in deren Namen die „Blutpumpe von Verdun“ betrieben wurde, und in deren Namen jetzt die Freikorps in Berlin, München, Halle, an Rhein und Ruhr anwandten, was sie im Feld gelernt hatten. Wovon auch die Rede nicht ist, ist die bizarre Hasskampagne nicht nur gegen Spartakus, sondern gegen die Linke und die Revolution, lange ehe noch der erste Schuss abgefeuert wurde.
Denn wovor die deutschen „Antibolschewisten“ von Stadtler bis Hitler sich am meisten fürchteten, war nicht der „rote Terror“, sondern die Vorstellung, die Revolution und die menschliche Befreiung könnten gelingen. Dass das Vaterland und das Opfer und der Krieg, die Zucht und Ordnung, der Staat und die Familie aufhören könnten: das ist, was an der Revolution gehasst wird. Die Freikorps-Soldateska auf den Strassen Berlins oder Münchens bildet die Verbindung zwischen Verdun und Dachau. Das ist die Ordnung, die 1919 in Berlin sich durchsetzt: und „was ihr Staat nennt und Ordnung, das ist nichts anderes als ein einziges Schlachthaus, und ein grosses Gräberfeld“ (Michael Bakunin).